01 Juni 2010

"Limit" oder "Warum mich dieses Buch an mein Limit gebracht hat"

Zum zweiten Frühstück eine kurze Rezension zu Schätzing's "Limit": 

Wenn Anzahl Seiten ein Kriterium für einen guten Autor wären, würde Schätzing mit 1328 Seiten ziemlich weit vorne liegen, aber vom Hocker gehauen hat mich Limit (im Gegensatz zu "Tod & Teufel" oder "Der Schwarm") leider nicht. Das Buch ist in mehrere Handlungsstränge unterteilt, die an den verschiedensten Schauplätzen auf und außerhalb der Erde spielen, von Shanghai über Europa bis hin zum Mond kommt alles vor. Mal ist die Geschichte spannungsgeladen und schnell, um im nächsten Moment daherzuplätschern, zum Ende hin baut Limit eine ordentliche Geschwindigkeit auf und die letzten Seiten rasen scheinbar vorbei. Ausgeschmückt wird die Handlung durch eine Vorschau auf Technologien, die teilweise jetzt schon in den Kinderschuhen stecken, hier hat Schätzing wie im "Schwarm" gute Recherchearbeit geleistet.

Hier kommen die "Aber"s:

  • Ob Größenwahn oder Dudenverliebtheit, Schätzing schmückt sich und seine Geschichte mit allerlei hochliterarischen Begriffen und Wortschöpfungen, dass ich mir fast ein Wörterbuch geholt hätte. Das ist weder für die Handlung noch für den Lesefluss gut, ein bißchen alltagsfreundlichere Sprache wäre mir lieber gewesen
  • Gefühlte 500 Seiten lang werden die einzelnen Protagonisten detailgenau mit ihrem Verhalten, ihren Ängsten und ihrer Vergangenheit beschrieben, aber allein die Vielzahl der Beteiligten sorgt schnell für Verwechslungen - und die meisten sind für die Geschichte eh unwichtig. Insgesamt hätte man gut einige 100 Seiten streichen können, ohne das es der Handlung geschadet hätte (im Gegenteil, die Geschichte wäre wesentlich lebendiger geworden)
  • Die Auflösung der Story kommt vollkommen lustlos daher, als hätte eine der Hauptperson den Namen des Drahtziehers längst auf dem Handrücken stehen gehabt.

Ein fader Nachgeschmack bleibt nach dem Lesen zurück und ich war ehrlich froh, als ich durch war. Wer mit seiner Geduld und Lese-Ausdauer an seine Grenzen gehen möchte, der ist bei "Limit" sehr gut aufgehoben.

Jetzt ist "Die Stadt der Träumenden Bücher" von Walter Moers dran, bisher gibt's 2 Daumen hoch!

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